Startseite / Themen / Payment  / Online kaufen, bar bezahlen – BarPay und barzahlen.de holen das Barg...
10.06.2013 | Beitrag | Payment

Online kaufen, bar bezahlen – BarPay und barzahlen.de holen das Bargeld in den E-Commerce

Der Moment der Zahlung ist beim Online-Einkauf nach wie vor ein Moment der Wahrheit: Wie aktuelle ECC-Studienergebnisse zeigen, wird das Angebot des vom Kunden präferierten Zahlungsverfahren zum einen von mehr als 80 Prozent der Online-Shopper als (besonders) wichtig eingestuft, zum anderen werden mehr als die Hälfte der Online-Shopper zu potenziellen Kaufabbrechern, wenn das präferierte Verfahren nicht angeboten wird – lediglich jeder vierte Online-Shopper weicht ohne Probleme auf ein alternatives Verfahren aus. Bei der Frage, nach welchen Kriterien die Verbraucher ein Zahlungsverfahren auswählen, stehen insbesondere die Faktoren „Sicherheit & Seriosität“ sowie „Convenience“ im Fokus. Insbesondere ältere und weniger erfahrene Online-Shopper haben beim Online-Shopping Bedenken, dass ihre Daten ausgespäht und für illegale Zwecke missbraucht werden könnten.

So verwundert es nicht, dass insbesondere die Verfahren Rechnung, PayPal und Barzahlung bei Abholung der Ware in der Filiale von den Konsumenten besonders positiv bewertet werden – müssen bei diesen Verfahren doch verhältnismäßig wenig persönliche und keine Kreditkarten- oder Bankverbindungsdaten beim Online-Händler direkt angeboten werden. Für die Online-Händler aber birgt insbesondere die Zahlung per Rechnung ein vergleichsweise hohes Zahlungsausfallrisiko, für die Einführung und Nutzung von PayPal werden Gebühren fällig und die Barzahlung bei Abholung in der Filiale können Pure Player mangels stationärer Filiale nicht anbieten. An diesem Punkt setzen mit BarPay und barzahlen.de zwei neue Anbieter an, die mit der Barzahlung ein Verfahren in den Online-Handel übertragen, dass die Konsumenten bereits seit Jahrzehnten nutzen und bei dem keine Angabe von persönlichen Daten oder gar Bankverbindungsinformationen notwendig ist. Zudem können diese Verfahren auch von Pure Playern angeboten werden, ohne dass eine eigene stationäre Filiale vorhanden ist. Die Funktionsweise der beiden Verfahren wird im Folgenden am Beispiel von BarPay dargestellt und erläutert:

Das Verfahren BarPay wurde von der EZV Gesellschaft für Zahlungssysteme in Kooperation mit der Wirecard Bank AG entwickelt und bietet gemeinsam mit der Lekkerland AG & Co. KG die Möglichkeit, online bestellte Waren mit Hilfe eines Barcodes bar an verschiedenen Akzeptanzstellen zu bezahlen. So sendet der Online-Händler dem Kunden nach Abschluss der Online-Bestellung eine E-Mail mit der Rechnung, die den Gesamtbetrag und einen Barcode, aber keine persönlichen Daten, zeigt. Den Barcode kann der Kunde entweder in ausgedruckter Form oder auf seinem Handy-Display in einer der deutschlandweit mittlerweile über 18.000 Akzeptanzstellen vorlegen. Dabei handelt es sich größtenteils um stationäre Geschäfte wie Tankstellen, Kioske und Getränkemärkte, die vom Kooperationspartner, dem Großhändler Lekkerland, beliefert werden. Die nächstgelegene Akzeptanzstelle wird dabei von BarPay mit Hilfe der Kundenadresse bereits vorgeschlagen. Der Barcode wird dann an dieser Stelle vom Personal gescannt und sobald der entsprechende Betrag bar beglichen ist, bekommt der Händler nahezu in Echtzeit eine Meldung und kann den sofortigen Versand der Ware veranlassen.


Abbildung 1: Rechnung mit Barcode und Rechnungsbetrag.

Dies hat für den Kunden mehrere Vorteile: Zunächst die weitestgehende Anonymität – bis auf den Namen und die Adresse, die beim Händler liegen und nicht an Dritte weitergegeben werden, werden keine weiteren Daten erfasst. Als zusätzliche Sicherheit bietet BarPay außerdem die Möglichkeit, die Zahlung innerhalb von 14 Tagen über das Widerrufsformular der Website (unter Beifügung der nach der Bezahlung erhaltenen Transaktionsbestätigung, der Angabe einer gültigen E-Mail-Adresse und eines auf den Käufer lautenden Bankkontos) zurückzufordern, sollte der Händler die geforderte Ware nicht geliefert oder die beauftragte Dienstleistung nicht erbracht haben. Darüber hinaus werden weitere Kosten wie bei der Nachnahme vermieden. Zudem haben die Kunden die Möglichkeit, auch Teil- oder Ratenzahlungen zu vereinbaren. Die Barzahlung wird mittlerweile in verschiedenen Online-Shops angeboten, so z. B. hitmeister.de, reisen.com oder fashion4home.

Auch für Online-Händler bietet die Bezahlmethode einige Vorteile. So müssen die Online-Händler (ähnlich der Zahlung per Vorkasse) nicht in Vorleistung gehen, da sie erst nach der Bezahlung der Ware liefern. In der Konsequenz bedeutet dies eine Verringerung von Inkassokosten und Ausfallrisiken. Aber auch indirekt kann es bei der Einführung einer neuen Zahlmethode Vorteile für Online-Händler geben, wie die ECC-Studie IZH 6 zeigt: Demnach kann die Einführung eines neuen Zahlungssystems langfristig zu einer geringeren Abbruchrate bei Bestellvorgängen, einer besseren Kundenbindung und schlussendlich zu Umsatzsteigerungen im Online-Vertrieb führen. Zudem können Online-Händler mit der Barzahlung auch Kunden für sich gewinnen, die bislang die Angabe persönlicher und sensibler Daten im Internet gescheut haben, oder auch jugendliche Käufer bedienen, die zwar über ein Taschengeld, nicht aber ein eigenes Konto verfügen. Gleichzeitig könnte der stationäre Handel, der sich als Akzeptanzstelle am System beteiligt, durch eine höhere Kundenfrequenz und mögliche Verbundverkäufe, welche die Kunden beim Bezahlen der BarPay-Rechnung tätigen, ebenfalls profitieren.

Außer Frage steht, dass Kunden bei BarPay etwas mehr (Zeit-)Aufwand betreiben müssen, als beispielsweise bei einer Bestellung über Rechnung oder PayPal, da sie zunächst das Haus verlassen und die nächste Akzeptanzstelle aufsuchen müssen. Je nach Höhe des Betrags ist vielleicht noch ein Umweg über den nächsten Bankautomaten nötig. Dafür bietet die Methode ein sicheres Gefühl, da nur ein Minimum an persönlichen Daten angeben werden muss und der Kunde bei jedem Schritt ein Gefühl der Kontrolle über den Vorgang behält. BarPay verspricht den Konsumenten, dass es möglich sei, innerhalb von zehn Minuten eine Akzeptanzstelle zu erreichen, bei der die Rechnung beglichen werden kann. Dies scheint aber gerade für ländliche Gegenden etwas optimistisch, befindet sich noch nicht in jedem Ort eine Akzeptanzstelle und sind die zehn Minuten in diesem Fall wenn überhaupt nur mit Hilfe eines Fahrzeugs zu realisieren. Allgemein müssen die Kunden auch die Ladenöffnungszeiten der Akzeptanzstellen im Auge behalten. Diese Nachteile möchte BarPay möglichst bald minimieren, sollen doch die Stellen an denen über BarPay bezahlt werden kann noch deutlich ausgeweitet werden. Auch bei barzahlen.de sollen neben den rund 1.100 dm-Filialen in Deutschland bald noch weitere Akzeptanzstellen hinzukommen. Nach Angaben von BarPay und auch barzahlen.de ist die Gebühr für den Einsatz der Verfahren auf Online-Händlerseite ähnlich hoch wie bei Kreditkartenzahlungen, dafür besteht praktisch kein Ausfallrisiko, da die Online-Händler nicht in Vorleistung gehen müssen. Die stationären Partner erhalten eine Provision für entgegengenommene Bezahlungen.

Die Barzahlung an stationären Akzeptanzstellen bietet Menschen, die möglichst wenig sensible Daten im Internet preisgeben möchten, eine sichere und gut nachzuvollziehende Bezahlmethode. Dabei werden sowohl auf Kunden- als auch auf Händlerseite gewissen Zusatzkosten und Vertrauensprobleme aus dem Weg geräumt. Ob sich dieses Konzept der Barzahlung dauerhaft durchsetzen wird, bleibt aber wohl davon abhängig, wie viele Online-Shops das zusätzliche Bezahlsystem aufnehmen, und dass das Netz der Akzeptanzstellen weiter ausgebaut wird, damit dem Kunden beim Begleichen der Rechnung kein zu großer Aufwand entsteht. Gerade für die Early Adopter spielen Convenience-Aspekte bei der Wahl eines Zahlungsverfahrens eine große Rolle und mit der größeren Erfahrung haben sie auch weniger Sicherheitsbedenken beim Online-Einkauf. Dennoch ist das Verfahren für bestimmte Zielgruppen (z. B. Jugendliche mit Taschengeld oder Senioren mit geringer Online-Erfahrung) und Einkaufsgelegenheiten (z. B. Kauf eines Geburtstagsgeschenks für den Ehemann/die Ehefrau mit gleichem Konto) eine gute Alternative zu den bestehenden Verfahren.

Quellen:

Groß, Svenja; Klees, Maria; Duscha, Andreas; Krüger, Malte; Hinrichs, Jens-Werner: Der Internetzahlungsverkehr aus Sicht der Händler – Ergebnisse der Umfrage IZH 6, ECC, Köln, 2012.

Groß, Svenja; Tischler, Anke, Eckstein, Aline: Erfolgsfaktoren im E-Commerce – Deutschlands Top Online-Shops Vol. 2, ECC, Köln, 2013. 

Klees, Maria; Krüger, Malte; Eckstein, Aline: Der Internetzahlungsverkehr aus Sicht der Verbraucher in D-A-CH – Ergebnisse der Umfrage IZV11 ECC, Köln, 2013.

KPMG: Sicherheitsempfinden im Online-Handel, Köln, 2012.

ECC Köln: Aktuelle Trends und Entwicklungen im Online-Payment-Markt aus Konsumentensicht, Köln, 2013.

http://www.barpay.eu/#, letzter Zugriff am: 10.10.2012.

http://www.ezv-gmbh.de/, letzter Zugriff am: 10.10.2012.

Autor:
Maria Klees

Newsletter

Aktuelle Informationen zu Themen und Trends im E-Commerce und Online-Marketing.

Newsletter abonnieren

Kontakt

Haben Sie Fragen? – Wir helfen Ihnen gerne weiter!

0221-943607-70
[email protected]

Aktuelle Veranstaltungen
Infotag für Unternehmen – "Erfolgsfaktoren im E-Commerce – Bedeutung des Smartphones (auch) für den stationären Handel" – 18.03.2014
Sechs Schritte zu Ihrem digitalen Unternehmenserfolg – 20.03.2014
e-Marketingday Rheinland 2014 – 02.04.2014

Aktuelle Downloads
Payment im E-Commerce – Der Internetzahlungsverkehr aus Sicht der Händler und der Verbraucher (IZ 2013)
Leitfaden "Mobile Website-Gestaltung"
ECC-Rechtstipp Nr. 99 von RA Rolf Becker